Die ersten deutschen Kolonien in Russland.
Es war einmal: vor 250 Jahren. In Russland gab es viel fruchtbares Land. Aber es lebten hier zu wenig Menschen, die das bearbeiten konnten. Die Zarin Katharina die Zweite hatte im Jahre 1763 eine Idee. Sie schrieb ein Manifest. Das war eine Einladung an Auslaender, die nach Russland kommen wollten. Katharina versprach ihnen Land. Sie brauchten keine Steuern zu zahlen. Sie durften ihre Religion behalten. Damals war Deutschland kein grosses Land. Es gab viele kleine oder grosse Fuerstentuemer. Die Fuersten fuehrten oft Krieg. Vielen Deutschen gefiel das nicht. Sie wollten ruhig leben. Sie hoerten von dem Manifest der russischen Zarin und gingen nach Russland. Die ersten Deutschen aus dem Rheinland, aus Hessen und Sachsen fuhren mit dem Schiff ueber die Ostsee nach Sankt-Petersburg. Von dort fuhren sie mit dem Pferdewagen weiter. Die Reise dauerte ein ganzes Jahr! Und sie war nicht einfach. Die kuerzeste Reise hatten die Deutschen, die in Kolonien in der Naehe von Sankt-Petersburg blieben. Die anderen fuhren weiter - an die Wolga. Am 29. Juni 1764 wurde die erste Kolonie an der Wolga gegruendet. Sie hiess Nischnjaja Dobrinka. Jede Familie baute ein Haus. In Saratow bekam jede Familie 150 Rubel, das war viel Geld. Eine Kuh kostete naehmlich nur sieben Rubel. Die Deutschen wunderten sich ueber viele Dinge in Russland: der Winter war sehr kalt, und es lag viel Schnee. Die russischen Bauern schliefen auf dem Ofen. In manchen russischen Bauernhaeusern gab es keine Schornsteine. Die Fenster waren ohne Glas. Die deutschen Doerfer sahen anders aus als die russischen. Jeder Bauer pflanzte einen Baum. Bald gab es viele Baeume in der Steppe an der Wolga. Deutsche Bauern achteten darauf, das ihr Dorf sauber war. Alle deutschen Kinder gingen in die Schule. Die Schueler, kleine, grosse, sassen in einer Klasse. Der Pfarrer war gleichzeitig Lehrer. Sie hatten kein Lehrbuch - lesen und schreiben lernten sie mit der Bibel. Sie rechneten auch. Physik oder Chemie gab es damals noch nicht.
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